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"Lebende Bücher" erzählen: Margit Preinfalk im Interview

Anderen Menschen mit einer Zwangserkrankung Mut machen

Anlässlich der am 5. Mai stattfindenen Auftaktveranstaltung "Living Library" haben wir im Vorfeld mit Margit Preinfalk gesprochen. Sie ist als "Lebendes Buch" dabei und hat uns Einblicke aus ihrem Leben mit einer Zwangserkrankung gewährt. Heute ist sie wieder gesund und möchte anderen Menschen Mut machen und ihnen mitunter vermitteln: "Du bist nicht allein!"

 >>> Einladung zur "Living Library" Veranstaltung am 5. Mai in Wien <<<

 

Redaktion: Du hast dich bereit erklärt als „Lebendes Buch“ an der Auftaktveranstaltung zur „Living Library“ von IDEE Austria mitzuwirken. Was hat Dich dazu bewogen?

Margit Preinfalk: Ich finde es sehr wichtig, Menschen aufzuklären, dass es psychische Krankheiten gibt, dass diese Menschen nicht „gefährlich“ sind, sondern oft sogar sehr feinfühlig. Da ich an einer Zwangserkrankung leide – mehrere Selbsthilfegruppen leite – kann ich darüber sehr gut Auskunft geben. Ich möchte Menschen dahingehend sensibilisieren, dass manche Menschen „anders“ sind. Wobei „anders“ nicht schlecht heißt – sondern nicht der Norm entsprechend. Doch – BITTE – was ist die Norm? Wer bestimmt diese Norm?

Redaktion: Du hast einen Weg aus der psychischen Krise gefunden und es geht Dir mittlerweile wieder gut. Kannst Du uns einen kleinen Einblick geben, was die Besucher*innen erwartet?

Margit Preinfalk: Ich habe es geschafft, mit einer wirklich guten Therapeutin vom tiefsten Loch (schwere Depression) wieder in ein gutes Leben zurückzufinden. Unterstützt habe ich die Therapie durch Medikamente. Ich habe Selbsthilfegruppen gegründet, viele Menschen kennengelernt. Diese Gespräche mit anderen Betroffenen haben mir so viel gegeben. Es geht mir wieder gut!

Redaktion: Was hat Dir auf deinem Genesungsweg geholfen bzw. gibt es eine Art Schlüsselerlebnis, ab da du dann wieder Kraft und Zuversicht schöpfen konntest?

Margit Preinfalk: Ich dachte immer: „So wie du verhält sich kein Mensch auf der Welt! Du bist verrückt!“ Erst als ich eine Frau kennengelernt habe, die ihr Leben so beschrieben hat, wie mein Leben abgelaufen ist, wusste ich: „Du bist nicht allein!“ Plötzlich hatte das einen Namen und war behandelbar! WAS FÜR EIN WUNDER!

Redaktion: Welche Stolpersteine und Herausforderungen hat es auf deinem Weg gegeben?

Margit Preinfalk: Erst einmal ist eine Therapie kein Spaziergang. Das ist harte Arbeit! Es ist sehr schwierig. Ich musste erst einmal MICH kennenlernen. Da war Ehrlichkeit zu mir selbst ganz wichtig. Dann musste ICH bereit sein, etwas zu ändern! Das war – und ist immer noch – verdammt schwierig! Leider gab es dazwischen auch Rückschläge. Das musste ich aushalten, durfte nicht aufgeben.

Redaktion: Inwieweit hat Dich die Krise verändert? Gibt es etwas, wo Du sagen kannst, dass dir die Krise auch etwas gebracht hat?

Margit Preinfalk: Oh, sehr viel!
Erst habe ich viel über mich gelernt. Das bringt mit sich, dass ich auch andere besser verstehen kann. Bin viel verständnisvoller geworden. Das macht mein Leben leichter. Ich bin jetzt auch offener geworden und habe gemerkt, dass mir das gut tut. Ich kann mich besser abgrenzen, habe auch schon mal „nein“ gesagt und bin stolz drauf!

Redaktion: Würdest Du heute etwas anders machen?

Margit Preinfalk: Ja, ich würde viel früher mit einer Therapie beginnen. Ich habe fünf Jahre meines Lebens verloren. Habe mich von den Zwängen kommandieren lassen, war kein eigener Mensch mehr. Meine Ehe wäre beinahe zerbrochen. Ich rate jedem, eine Therapie zu machen, sobald man merkt, dass man sich nicht wohl fühlt und wirklich mitzuarbeiten.

Redaktion: Was ist Dir besonders wichtig? Was möchtest Du den Leuten mitgeben?

Margit Preinfalk: Ich bitte um mehr Verständnis für Menschen, die nicht der Norm entsprechen. Jeder sollte andere so behandeln, wie er behandelt werden möchte: MIT RESPEKT!

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